Als Erkenntnis— und Therapieverfahren existiert die Psychoanalyse seit über 100 Jahren. Sie hat sich in medizinischen, natur— und geisteswissenschaftlichen Kontexten entwickelt. Die Wissenschaftsphilosophie hat sich um die Erkenntnis der Eigenarten der Psychoanalyse kaum gekümmert, sondern sie in Schubladen unterzubringen versucht, wie denen erklärender oder verstehender Wissenschaften. Das Verhältnis von mündlichem und schriftlichem Wissen, die Verbindung von Therapieerfolg und Erkenntnisfortschritt und von Leid und Wahrheit war nicht Gegenstand der Theorie der Psychoanalyse. Das soll durch dieses Buch anders werden. Es deutet Psychoanalyse als Denken in Einzelfällen, vergleichbar der Jurisprudenz, als Verfahren individueller Reflexion und nicht als allgemeine Anthropologie.