Als im Spätherbst 1989 die Mauer fiel, erschien dies vielen als Morgenrot eines neuen Friedenszeitalters. Und Deutschland, das seit 1945 außenpolitischer Aggression nolens volens eine Absage erteilt hatte, sollte wiedervereint als europäische Friedensmacht das leuchtende Beispiel für die Überwindung des Krieges sein. Es kam ganz anders.
Dreimal Hoffnung, dreimal Ernüchterung
1990 dachten wir doch alle, dass Deutschland niemals wieder Soldaten außerhalb seines Landes einsetzen würde, nicht? Fünf Jahre später beteiligte sich die Bundeswehr an der mit UN-Mandat versehenen NATO-Operation Deliberate Force.
1990 schloss jeder von uns kategorisch aus, dass Deutschland jemals wieder einen Angriffskrieg führen würde, oder? Keine zehn Jahre nach der Wiedervereinigung beteiligte sich die Bundeswehr an der ohne UN-Mandat erfolgten NATO-Operation Allied Force, der Bombardierung Jugoslawiens.
Zu guter Letzt: Wenn jemals eine Regierung deutsche Soldaten wieder für etwas anderes als die Landesverteidigung einsetzen würde, dann müsste es eine bürgerlich-konservative sein, nicht? 1998/99 führte die rot-grüne Regierung Deutschland in seinen ersten Krieg seit 1945.
Starker Tobak? Jugoslawien sei selbst schuld gewesen? Und die UNO blockiert? Und hatten nicht schon CDU/FDP unter Kanzler Kohl auf Auslandseinsätze der Bundeswehr hingearbeitet, während SPD-Grüne 1995 noch dagegen waren? Antworten und Diskussionsanstöße zu diesen Fragen bietet eBook des Historikers und Konfliktforschers Kurt Gritsch.