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Das deutsche Wunder

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten die Westdeutschen etwas, das kaum zu glauben war: Aus den Trümmern der NS-Diktatur entstand im Westen Deutschlands ein Staat, der friedlicher, stabiler und wohlhabender wurde als alle seine Vorgänger. Großen Anteil an dieser Erfolgsgeschichte hatte ein Mann, der bereits 73 Jahre alt war, als er den Amtseid als erster Bundeskanzler der neuen Republik ablegte: Konrad Adenauer. Wie kein anderer Deutscher hat er von 1949 an das Land geprägt. In den Adenauer-Jahren ist die Bundesrepublik im Kern so geworden, wie wir sie heute noch kennen: verankert im Bündnis der westlichen Demokratien und pro-europäisch, marktwirtschaftlich und sozialstaatlich, reich und manchmal arrogant. Als der Christdemokrat vor etwas mehr als einem halben Jahrhundert daheim in Rhöndorf starb, stand dem Land zwar ein tief greifender gesellschaftlicher Wandel bevor. Aber das politische Fundament war gelegt. Weder die 68er-Bewegung noch die sozialdemokratischen Regierungen unter Willy Brandt und Helmut Schmidt konnten oder wollten daran etwas ändern.

Eine einfache Persönlichkeit war Adenauer nicht, häufig handelte er autoritär, fast autokratisch. Bei den Westdeutschen kam das gut an, mehrheitlich legten sie Wert auf Ordnung, Sauberkeit und eine starke, patriarchalische Hand. Dass Adenauer ein großes Herz für ehemalige Nazis zeigte, schadete seiner Popularität gewiss nicht. Die dunklen Seiten seines Charakters bekam auch Wirtschaftsminister Ludwig Erhard zu spüren. Nach allen Regeln der Intrige versuchte Adenauer, seinen Parteifreund als Nachfolger im Amt des Bundeskanzlers zu verhindern – vergebens. Erhards Zeit als Regierungschef blieb dann eine Episode, anders als seine Ministerjahre. Sein Name ist eng mit dem westdeutschen Wirtschaftswunder verbunden, auch wenn der ökonomische Aufstieg der Bundesrepublik vor allem das Ergebnis glücklicher Umstände war.
Dieses E-Book versammelt die 32 besten Artikel über die frühe Bundesrepublik aus dem Hause SPIEGEL, über die Bonner Republik und das Grundgesetz, das Wirtschaftswunder, die Kriegsheimkehrer und Vertriebenen, Entnazifizierung, Fresswelle und Reiselust, Alltagskultur, Fußball, Musik, Film und Skandale.
280 tiskanih stranica
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